«Die Kesb hat eine Straftat begangen»

Jetzt meldet sich der Anwalt der Mutter des aus dem Schulzimmer abgeführten Samuel* zu Wort. Er bezichtigt die St. Galler Behörden der Kindsentführung und der Willkür.

«Eine derartige Behördenwillkür wie hier habe ich sonst noch nie erlebt», sagt Daniel U. Walder in einem Interview mit den «Obersee-Nachrichten». «Ganz viele Beteiligte, die den Fall zu verantworten haben, müssten sich tief schämen

Walder ist der Anwalt der Mutter von Samuel*. Der heute 10-jährige Bub war vor zwei Jahren im Auftrag der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) für die Region Linth aus dem Schulzimmer von der Polizei abgeführt und in eine Pflegefamilie gebracht worden. Bis heute weiss die Mutter nicht, wo ihr Kind untergebracht ist. Einmal im Monat darf sie ihren Sohn sehen.

«Haltlose mütterliche Fantasien»

Im Vorfeld hatte sich die Mutter gegen die Vaterbesuche ihres Buben gewehrt. Dies, nachdem der Amtsarzt von Rapperswil-Jona und eine Kinderpsychologin wegen Verdachts auf sexuellen Missbrauch vor den Besuchen gewarnt hatten. Angesichts dieser Warnungen sei es die Pflicht der Mutter gewesen, dem Rat der Experten zu folgen, findet der Anwalt.

Anders sieht es die Kesb: Die Behörde wirft der Mutter laut deren Anwalt «haltlose mütterliche Fantasien» vor. Für Walder ein skandalöser Vorgang: «Es wäre die Pflicht der Kesb gewesen, die Fakten zu klären und vor allem Konfliktlösungen zu finden, statt das Kind und die Mutter abzustrafen.»

Langes Verfahren

Für den Zürcher Anwalt ist klar, dass die Kindeswegnahme illegal war und damit eine Entführung vorliegt. Deshalb täten sich die St. Galler Richter schwer, den Fall zu entscheiden. Dabei dauere das Verfahren in Anbetracht dessen, dass es um ein Kind geht, schon jetzt «sträflich lange». Walder gibt sich kämpferisch: «Wenn Samuel vom Kantonsgericht St. Gallen nicht zur Mutter gebracht wird, wird das Bundesgericht über diesen Fall entscheiden.» Und fügt an: «Wenn das, was die Kesb in diesem Falle getan hat, rechtens wäre, müsste sie künftig flächendeckend Kinder fremdplatzieren.» Differenzen zwischen Eltern gebe es schliesslich Tausende quer durch die Schweiz.

* Name geändert

(eli)


20 Minuten.ch


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"Wenn Unrecht zu Recht wird, wird WIDERSTAND zur Pflicht!"
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