«Billag ist zu teuer, um schwarzzusehen»


Billag-Gegner machen nach dem «Tagesschau»-Abbruch Stimmung gegen das SRF. Für andere belegt der Vorfall die Bedeutung des Senders.

Voraussichtlich , im Juni stimmen die Schweizer darüber ab, ob künftig auch Personen ohne TV- oder Radio-Gerät eine Billag-Gebühr bezahlen müssen. Schon jetzt ist aber eine rege Debatte über die Fernsehgebühren entbrannt. Anlass ist der gestrige Kollaps der «Tagesschau»-Moderatorin Cornelia Boesch. Die Nachricht des Sendungsabbruchs verbreitete sich am Sonntagabend wie ein Lauffeuer. Kein anderer 20-Minuten-Artikel wurde am Montag so oft angeklickt – auch auf anderen Onlineportalen zählt die Geschichte zu den meistgelesenen.

In den sozialen Medien und den Kommentarspalten hagelte es Genesungswünsche für Boesch – aber auch kritische Stimmen wurden laut: «Es ist absolut peinlich, dass es der mit Billag-Gebühren alimentierte Staatssender nicht fertigbringt, einen Pikett-Ersatzsprecher zu haben», schreibt ein Leser unter dem Pseudonym «Berner Bär». Ein anderer kritisiert, eine über 400-fränkige Gebühr pro Jahr sei «zu teuer, um schwarzzusehen». Viele andere Kommentatoren stimmen den beiden zu.

Gebühren-Milliarde «generell hinterfragen»

SRF-Kritikerin Natalie Rickli sagt: «Ich hoffe sehr, dass es Cornelia Boesch wieder besser geht.» Auch für sie macht der Vorfall aber Schwächen sichtbar: «Organisatorisch hätte man das vonseiten SRF sicher besser lösen können – beispielsweise, indem Sascha Ruefer gleich informiert hätte, dass und warum Cornelia Boesch ausfällt.» Rickli fordert, man müsse die 1,2 Milliarden Gebührengelder für die SRG aber generell hinterfragen – unabhängig von diesem einzelnen Vorfall.

Kein Verständnis für die Diskussion hat Martin Candinas (CVP), der die neue Radio- und Fernsehgebühr vor dem Parlament als Kommissionssprecher vertreten hatte. «Da wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht!» Es sei kein Weltuntergang, wenn die Tagesschau in vielen Jahrzehnten ein einziges Mal ausfalle – «und mit der Gebührenfrage hat das sowieso nichts zu tun». Wenn, dann zeige der Vorfall, welcher Stellenwert dem SRF in der Bevölkerung zukommt: «Wenn es gewisse Leute offenbar fast nicht überleben, wenn sie einmal einen Abend ohne Tagesschau auskommen müssen, dann spricht das doch für die Bedeutung dieser Sendung

«Echo zeigt Gewicht des SRF auf»

In dieselbe Kerbe schlägt Urs Leuthard, Redaktionsleiter der «Tagesschau»: «Dass es nun ein solches Echo auf den Sendungsabbruch gibt, zeigt einmal mehr, welches Gewicht das SRF im Allgemeinen und die ‹Tagesschau› im Speziellen für die Öffentlichkeit haben.» Ganz überraschend komme das grosse Interesse allerdings nicht: Schliesslich beweise auch der Marktanteil der Tagesschau von rund 50 Prozent, dass sich sehr viele Schweizer auf diesem Weg informierten.

Dass sich nun an Cornelia Boeschs Kollaps eine Billag-Diskussion entzündet, nimmt Leuthard «zur Kenntnis». «Ich hoffe, dass mit diesem Zwischenfall jetzt nicht noch Abstimmungskampf betrieben wird.» Auf Twitter reagieren derweil zahlreiche User mit Spott auf die Empörung der Billag-Gegner. «Mein Nachbar flucht. Weil er die Billaggebühr zahlt, erwartet er, dass die Moderatoren erst nach der Sendung umkippen. #tagesschau», spöttelt «Philip Maloney». Und ein gewisser Mössiö Mad zwitschert: «Die Dame hat bestimmt noch fiebersenkende Medikamente bekommen. Alles Billag-finanziert. Skandal!»


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