Kesb soll Vater Mike K. ignoriert haben


Erstmals äussert sich der Anwalt des Vaters der beiden getöteten Kinder in Flaach zur Rolle der Kesb. Er erhebt schwere Vorwürfe: Die Behörde habe sich in «jeder Hinsicht verweigert».

Nach dem Tötungsdelikt in Flaach ZH, bei dem die Kinder Alessia (2) und Nicolas (5) starben, war die für die Familie zuständige Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Kesb mit heftiger Kritik konfrontiert.

Nun nimmt zum ersten Mal auch der Vertreter des Vaters der Kinder Stellung. Auch er erhebt schwere Vorwürfe. Die Kesb habe sich seinem Mandanten Mike K. «in jeder Hinsicht verweigert», sagt Stefan La Ragione der «Sonntagszeitung».

Ein Besuch im Gefängnis

Mike K. und seine Frau Natalie waren Anfang November wegen Verdachts auf gewerbsmässigen Betrugs festgenommen und die beiden gemeinsamen Kinder in einem Heim untergebracht worden. Die Mutter wurde nach kurzer Zeit wieder aus der U-Haft entlassen. Am 19. Dezember entschied die Kesb Winterthur-Andelfingen, dass Alessia und Nicolas über die Feiertage nach Hause dürften.

Davor habe die Behörde Mike K. ein einziges Mal im Gefängnis besucht, sagt La Ragione – und «nach diesem behördlich genehmigten Besuch in der Untersuchungshaft verweigerte sich die Kesb in jeder Hinsicht».

Ein Dutzend Anfragen, keine Reaktion

So habe Mike K. intensiv versucht, die Kesb telefonisch zu erreichen, weil er wissen wollte, was nun mit seinen Kindern geschehe. «Der Bitte um Kontaktaufnahme kam die Kesb rund ein Dutzend Mal nicht nach, obwohl dies trotz angeordneter U-Haft mit behördlicher Genehmigung möglich gewesen wäre», sagt der Anwalt. Nach dem einen Besuch sei es bis heute zu keinerlei Kontakt zwischen der Behörde und Mike K. gekommen.

Vor rund einer Woche gab die Direktion der Justiz und des Innern des Kantons Zürich (JI) bekannt, die Kesb Winterthur-Andelfingen habe «nachvollziehbar und vertretbar» gehandelt. So habe sie sich etwa «intensiv mit sämtlichen Beteiligten auseinandergesetzt».

Erster Kontakt vor zehn Tagen

La Ragione bestreitet dies vehement: «Mein Klient ist unzureichend eingebunden worden, obwohl dies möglich gewesen wäre», macht er gegenüber der «Sonntagszeitung» klar. Die Kesb will sich aufgrund des laufenden Verfahrens dazu nicht äussern.

Vor zehn Tagen hat die Schutzbehörde erstmals nach dem Tötungsdelikt mit Mike K.s Vertreter Kontakt aufgenommen. La Ragione: «Bei mir hat sich die Behörde ein einziges Mal telefonisch gemeldet. Mit der Frage, ob mein Klient eine Kondolenzkarte wünsche».


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