Eric Weber setzt sich nach Abu Dhabi ab, weil er sich in Basel nicht mehr sicher fühlt. Am Mittwoch will der Rechtspopulist im Grossen Rat seinen Rücktritt bekannt geben. Zuvor äussert er im Interview seine Beweggründe – und zieht blank.
Eric Weber steht auf dem Käppelijoch und dreht dem Grossbasel den Rücken zu. Die Stimme des Grossrats überschlägt sich. «Ich gehe nie mehr ins Gefängnis (…) – Staatsanwaltschaft, leckt mich am Arsch», sagt er mit rotem Kopf und klopft sich dabei auf das entblösste Hinterteil. Auch einen Tag nach seinem 50. Geburtstag lässt Weber auf der Mittleren Brücke keine Spur von Altersmilde erkennen.
Er wettert über das «Verbrecherparlament», in dem er nicht zu Wort kommt, die «Folter» der Staatsanwaltschaft, die ihn im Oktober 2012 wegen angeblicher Wahlfälschung eine Woche in Untersuchungshaft steckte, und den «Drecksstaat» im Allgemeinen. Gut zwei Stunden zuvor hat er sich bei Grossratspräsident Conradin Cramer per Mail für dessen Geburtstagsbrief bedankt und seinen Wunsch geäussert, dass die Politiker im Grossen Rat «anständig miteinander umgehen und sich nicht beschimpfen». Weber ist beleidigt, weil ihn LDP-Grossrat André Auderset angeblich mit einem Schimpfwort betitelt hat, das der Körpergegend enstammt, die der Rechtspopulist auf dem Käppelijoch in die Kamera streckt.
Mordaufrufe und Schläge
Doch Webers selbst verschuldete Isolation im Basler Parlament ist nicht allein der Grund, dass er sich diesen Freitag nach Abu Dhabi absetzen will. «Die Polizei hat mir gesagt, dass sie mich nicht mehr schützen kann», erklärt der Initiant der «Volks-Aktion gegen zu viele Ausländer und Asylanten in unserer Heimat» (VA). Es gebe Mordaufrufe, im Parlament werde er massiv beschimpft und auf der Strasse von Türken gejagt und zusammengeschlagen. Deshalb will er fortan in Abu Dhabi, Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, im Dienst eines Scheichs als Journalist arbeiten.
«Dort unten lieben die Leute ihr Land noch», sagt Weber. Sekunden später erklärt er, dass in Abu Dhabi 95 Prozent Ausländer leben. Für welchen Scheich er als Botschafter des Emirats arbeitet, möchte Weber nicht sagen. Er habe aber einen Einjahresvertrag unterschrieben, der ihm und den zwei Begleitern seines «Hofstaats» freie Kost und Logis verspricht – und ein monatliches Einkommen von 4000 Dollar. Steuerfrei. «Damit kann ich viel besser Leben als von den 1100 Franken aus dem Grossen Rat», findet Weber.
Skepsis über tatsächlichem Rückzug
Morgen Mittwoch will Weber im Grossen Rat seinen Rücktritt bekannt geben. An seiner Stelle soll VA-Politiker Bernhard Hofer nachrücken. Die allgemeine Skepsis gegenüber seines angekündigten Rücktritts – es ist nicht der erste – und seiner Ausreisepläne will Weber nicht gelten lassen: «Ich flüchte vor der Staatsanwaltschaft, ich habe nichts verbrochen!» Wer ihm nicht glaube, könne am Freitagmorgen seiner Abreise im Badischen Bahnhof beiwohnen. «Dann verlasse ich mit meinem Gefolge Basel.» Webers Zug fährt um 9.15 Uhr mit dem ICE 76 auf Gleis 4 in Richtung Frankfurt.
Allerdings malt sich Weber bereits vor seiner Abreise in den Nahen Osten seine Rückkehr nach Basel aus: Als Begleiter seines Scheichs würde der «Schweiz-Experte» während der nächsten Baselworld gerne im Luxushotel Trois Rois logieren. «Dann müsste Guy Morin kommen und mich begrüssen», sagt er mit einem spitzbübischen Lächeln im Gesicht. Dann muss Weber weiter, der letzte Zahnarzttermin vor der Abreise steht an. Seine letzten Worte zum Journalisten: «Bitte nicht allzu böse.» (baz.ch/Newsnet)
Parallelgesellschaft im Kleinbasel?
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