Zwei Jahre nach dem Start ist die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde im Kanton Zürich auf gutem Weg, auch wenn es da und dort noch holpert.
Zwei Jahre Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb), die Behörde zieht Bilanz: Zu einer Kostenexplosion, wie von manchen moniert, hat die Professionalisierung der Behörde nicht geführt. Rund 10’000 Dossiers haben die kantonsweit 13 Kesb von den meist nebenamtlichen kommunalen Vormundschaftsbehörden übernommen, als sie am 1. Januar 2013 ihre Arbeit aufnahmen, wie Rolf Bieri von der KESB-Aufsichtsbehörde am Dienstag vor den Medien in Zürich sagte. Darunter seien einfache «Schachteln voller Dokumente» gewesen. Alles musste bearbeitet werden, während laufend neue Fälle hereinkamen.
Die Kesb sind – abgesehen von der Kesb Stadt Zürich – interkommunale Einrichtungen, die von Gemeindeverbünden geführt werden. Trotz kurzer Vorlaufzeit, Start-Schwierigkeiten und eklatanter Überlastung des Personals seien die Kesb gut unterwegs, so Bieri. Immerhin sei der anfängliche Personalbestand von kantonsweit 229 Vollzeitstellen mittlerweile um 36 aufgestockt worden.
Die Professionalisierung des Kindes- und Erwachsenenschutzes war vom Bund vorgeschrieben worden. Sie komme dann zum Tragen, wenn «ganz vieles falsch gelaufen ist», sagte Arthur Helbling, Leiter des Gemeindeamts, das Kesb-Aufsichtsbehörde ist. In diesen Fachgremien könne man denn auch «nur wenige Blumensträusse gewinnen».
Dass eine Fachbehörde teurer ist, als eine Milizbehörde, «war von vorneherein allen klar», sagte Helbling. Die Gemeinden hätten die Trägerschaft aber dennoch ausdrücklich auf ihrer Ebene behalten wollen. Seit August 2014 werden sie zu bedeutenden Fällen und geplanten Massnahmen von der Fachbehörde angehört.
Kostenschwankungen wie früher
Immer wieder zu reden geben die angeblich explodierenden Kosten vor allem für Kindesschutzmassnahmen. Ein Kostenvergleich unter 12 Gemeinden zeigt aber: Während bei einzelnen Gemeinden die Kosten tatsächlich anstiegen, sanken sie in anderen.
Kostenschwankungen habe es schon vor Einführung der Kesb gegeben, sagte Armin Manser, Abteilungsleiter Soziales der Stadt Uster. Nur schon eine Platzierung könne eine Gemeinde sehr teuer zu stehen kommen.
André Woodtli, Leiter Amt für Jugend und Berufsberatung, widersprach zudem dem Vorwurf, seit es die Kesb gebe, hagle es nur so Kindesschutzmassnahmen. Gegenüber dem Vor-Kesb-Jahr 2012 habe es 2013 keine Zunahme gegeben. Dagegen hatte sich die Anzahl Massnahmen vorher, von 2002 bis 2012, versiebenfacht.
Im Jahr 2013 kosteten alle Kindesschutzmassnahmen im Kanton Zürich – einschliesslich Stadt Zürich – total 200 Millionen Franken. 100 davon hatten die Gemeinden zu tragen, 50 gingen zu Lasten der Stadt Zürich und 50 zahlte der Kanton, so Woodtli.
Besser hinschauen
Gewonnen hat laut den Fachleuten die Qualität im Kinderschutz und im Erwachsenenschutz. So wird etwa bei Fürsorgerischen Unterbringungen (FU) von Erwachsenen – meist in einer psychiatrischen Klinik – besser hingeschaut.
Wie Ruedi Winet, Präsident der KESB-Präsidien-Vereinigung, sagte, ordnete die KESB 2013 nicht einmal halb so viele FU an, wie die Laienbehörde 2012. Andererseits wurden 2013 aber 276 Entscheide zu FU-Verlängerungen genauer angeschaut. Diese heute vom Bund vorgeschriebenen Überprüfungen gab es zuvor gar nicht.