WALD Der Mobilfunkanbieter Salt plant eine Handyantenne auf einem Wohnhaus an der Felsenkellerstrasse 29. Die Anwohner sind empört und fürchten sich vor Schäden durch die Strahlung.
Hermann Fitze schaut besorgt aus seinem Schlafzimmerfenster an der Felsenkellerstrasse 23. Kopfschüttelnd blickt er auf das Baugespann auf dem Dachdes benachbarten Wohnhauses. «Es ist unglaublich, dass Salt 24 Meter von unserem Schlafzimmer entfernt eine vier Meter hohe Antenne aufstellen will.» Diese strahle mit einer Stärke von etwa 5 Volt pro Metern. «Das ist in Industriezonen üblich, aber nicht in einer Wohnzone», ärgert sich Fitze. «Nachts werden wir im Schlaf förmlich grilliert. Da kann doch keiner mehr ein Auge zutun.»
«DAS IST EINE ZUMUTUNG»
Es gebe viele Möglichkeiten, in Wald eine Antenne aufzustellen. «Wieso gerade bei uns in einem Quartier mit vielen Familien und Kindern?» Fast 200 Anwohner sind von der geplanten Salt-Antenne im Felsenkeller-Quartier betroffen. Der Rentner und seine Frau sind nicht die einzigen, die sich vor Risiken der Antennenstrahlen fürchten. Sie und 23 weitere Anwohner wollen den Bau mit allen Mitteln verhindern.
Mitte Januar bemerkte Hermann Fitze, dass auf dem Gebäude gegenüber seiner Wohnung etwas gebaut wird. «Ein Baugespann wurde auf einer Seite des Dachs aufgestellt», sagt der Rentner. Fitze dachte zuerst, der Wohnblock erhalte mehr Etagen, bis er von einem Nachbarn aufgeklärt wurde. «Er zeigte mir das Baugesuch vom Mobilfunkbetreiber Salt.» Fitze und seine Frau Alexia waren schockiert. «Wir sind zwar nicht grundsätzlich gegen Handyantennen.» Fast jeder benutze heute Mobiltelefone. «Eine solche Antenne hat in unserem Wohnquartier aber nichts zu suchen.» Nicht erfreut über das Bauvorhaben sind auch 23 weitere Anwohner.
ANGST VOR KRANKHEITEN
Die Nachbarn fürchten sich vor den schädlichen Strahlen der Anlage. Schlaf- und Herzrhythmusstörungen, Kopfschmerzen und sogar Leukämie könne man davon bekommen, ist Fitze überzeugt. Zudem könnten die Strahlen das Erbgut verändern. «Wir sind schon alt. In unserem Quartier hat es aber viele Kinder. Das ist doch eine Zumutung», findet Jakob Giger, der eine Wohnung an der Felsenkellerstrasse 21 besitzt. Heidi Furrer pflichtet ihm bei und ergänzt: «Das Altersheim Tabor befindet sich hinter unserem Wohnhaus. Die Heimbewohner sind den Strahlen ebenso 24 Stunden ausgesetzt.» Diese Argumente lässt Salt nicht gelten. Die Grenzwerte seien hierzulande zehnmal strenger als die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Die Strahlung, die von Mobiltelefonen ausgehe, sei weit intensiver als jene von Mobilfunkantennen. Und die Versorgung mit mobilen Diensten sei für Bevölkerung und Wirtschaft zentral. Anwohner Fritz Knobel sieht ein weiteres Problem: «Die Antenne vermindert den Wert unserer Eigentumswohnungen um sicher 20 Prozent.» Die Nachbarn wehren sich gegen das Projekt. «Falls das
Bauamt Wald das Gesuch bewilligt, werden wir Rekurs einreichen», so Fitze. Enttäuscht sind die Anwohner auch vom Vorgehen der Gemeinde. «Bei so einem Projekt muss die Gemeinde auf die Betroffenen zukommen, damit diese mitreden können», sagt Fitze. Sie hätten Glück gehabt, dass sie das Baugesuch in der Zeitung entdeckt hätten.
ANTENNE WIRD VERSCHOBEN
Die Salt-Antenne, die auf dem Dach der Felsenkellerstrasse 29 errichtet werden soll, ist keine neue, sondern eine bestehende Anlage. Derzeit steht sie etwa 200 Meter entfernt auf der Fabrikhalle im Weberei Keller-Areal. Da die Landi Bachtel und die Artec Generalbau auf diesem Gelände drei Wohnblöcke aufstellen und die Fabrikhalle umbauen wollen, muss sie weichen.
«Wir haben den Vertrag mit Salt gekündet», sagt Stephan Ryffel, Geschäftsführer der Landi Bachtel. «Es ist schwierig, Wohnungen zu verkaufen und zu vermieten, wenn sich eine Handyantenne in unmittelbarer Nähe befindet.»
Dass Salt die Antenne nun nicht weit entfernt von der Überbauung Felsenau platzieren will, gefällt Ryffel nicht. «Wir sind nicht glücklich über diesen Standort. Ob die Strahlung durch die grössere Entfernung geringer ist, kann ich nicht beurteilen.» Eigentümerin des Wohnblocks Felsenkellerstrasse 29 ist die Otto& Joh. Honegger AG. Andreas Honegger, Delegierter der Firma, sieht die Sache entspannter.
«Wir wollen das Projekt nicht fördern, aber auch nicht verhindern.» Die Walder Bevölkerung, die Gemeinde sowie der Kanton hätten die Möglichkeit, sich einzubringen, wenn sie damit nicht einverstanden seien. «Wenn die Gemeinde das Gesuch bewilligt, soll die Antenne dort platziert werden, wenn nicht, muss Salt einen anderen Platz finden», sagt Honegger. Der Vorwurf der Anwohner, die Gemeinde informiere die Betroffenen nicht, weist Gemeindeschreiber Martin Süss zurück. «Wir haben die Aufgabe, die eingehenden Baugesuche auszuschreiben, zu prüfen und den baurechtlichen Entscheid zu fällen.» Aufgrund der Ausschreibung hätten die Anwohner Kenntnis von dem Baugesuch erhalten und könnten sich durch Verlangen des Baurechtsentscheids das Rekursrecht sichern. Es mache aber Sinn, dass der Bauherr Salt bei so einem heiklen Projekt auf die Nachbarn zugehe, sagt Süss. Ob Salt tatsächlich im Felsenkeller-Quartier die Anlage errichten kann, ist aber unklar. «Die Bau- und Zonenordnung Wald besagt, dass Mobilfunkantennen nur in Gebieten wie der Industrie- oder Gewerbezone errichtet werden dürfen», sagt Süss. Erbringe der Betreiber den Nachweis, dass in den zulässigen Zonen keine Standorte zur Verfügung stünden und funktechnische Bedingungen es erforderlich machten, sei eine Anlage auch in den übrigen Wohnzonen möglich. Dieser Nachweis habe Salt noch nicht erbracht. «Deshalb ist das Baugesuch derzeit sistiert.»
(Von Sibylle Egloff)