Eltern verlieren Tochter, weil sie zu alt sind

Zu alt, zu sorglos – ein italienisches Gericht hat einem Paar (75 und 63) das Sorgerecht für die biologische Tochter (7) entzogen.

Luigi Deambrosis (75) und Gabriella Carsano (63) aus Casale Monferrato in der norditalienischen Region Piemont haben ihre Tochter Viola (7) seit vier Jahren nicht mehr gesehen. Das Paar kämpfte in dieser Zeit mit allen rechtlichen Mitteln, um das Sorgerecht für seine leibliche Tochter wieder zu bekommen – erfolglos. Am Montag entschied der Oberste Kassationsgerichtshof, dass das Mädchen definitiv bei seinen Adoptiveltern aufwachsen soll.

Carsano war 56 Jahre alt, als Viola geboren wurde. Die Frau liess sich dafür im Ausland künstlich befruchten. Deambrosis und Carsano werden in den Medien deswegen als «genitori-nonni» (übersetzt etwa «Grosseltern-Eltern») bezeichnet. Laut «La Stampa» hatte das Paar allerdings immer wieder geltend gemacht, dass es in Italien «kein Höchstalter gibt, um Eltern zu werden».

«Sorglos» nach Vorfall im Jahr 2010

Dennoch sahen die Richter das Alter in den verschiedenen Instanzen des Falles als einen massgebenden Faktor. Ein Jugendgericht in Piemont hatte in seiner Urteilsbegründung bemerkt, dass Deambrosis und Carsano auf Kosten des Kindes und «um jeden Preis ihre eigenen Bedürfnisse erfüllen» wollten und damit sogar die Gesetze der Natur herausforderten. Zudem bestehe das Risiko, dass das Kind im frühen Alter seine alten Eltern pflegen müsse.

In der Entscheidung des Kassationsgerichts rückte auch ein Vorfall aus dem Jahr 2010 in den Vordergrund. Viola war erst eineinhalb Monate alt, als ihre Eltern sie für sieben Minuten allein im Auto zurückliessen. Die Nachbarn hatten das weinende Kind gesehen und daraufhin die Behörden alarmiert. Damals hielt ein Gericht die Eltern des Mädchens für «sorglos». Gabriella Carsano habe eine «problematische Beziehung zu ihrer Tochter», meinte laut «Il Tirreno» das Gericht. Die Aussenwelt sei lediglich eine «Projektion ihrer Wünsche».

2012 wurde Viola zur Adoption freigegeben. Seit 2013 wohnt sie bei einer neuen Familie – sie weiss nicht einmal mehr, dass es ihre leiblichen Eltern gibt.

(kle)


20 Minuten.ch


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