Der für jeden wachen Zeitgenossen offensichtlich gewordene Zusammenbruch des Wertefundaments unserer Gesellschaft hat uns nicht wie eine Naturkatastrophe überfallen. Umsetzungsprogramme sind schon seit Jahrzehnten im Gange.
Zunächst führten uns die New-Age- Ideologen in ein „Neues Zeitalter“. Eine Wendezeit in Bezug auf eine sinnerfüllte, humane und ganzheitliche Zukunft der Menschheit wurde uns versprochen. Viele liessen sich von dieser Traumwelt betören, sind mehr oder weniger kritiklos dem Mainstream New Age gefolgt und haben sich durch das ganze esoterische Programm der New- Age-Bewegung „dummgeglotzt“ (Alexander Kissler), so dass es immer schwieriger geworden ist, nachfolgende Gefahren zu erkennen, geschweige denn begreiflich zu machen.
Der neue Mainstream in Folge nennt sich „Gender“ oder „Gender Mainstreaming“. Es ist keine Weltanschauung, Meinung oder Ideologie unter anderen, sondern eine offizielle, politische Zielsetzung, die administrativ und auf dem Weg des Gesetzes in die Politik eingedrungen ist und nun in sämtliche gesellschaftliche Bereiche hineingepresst werden soll.
Die offizielle Definition von Gender Mainstreaming will vortäuschen, es handle sich um die Gleichbehandlung und Gleichstellung der Geschlechter. Die folgenden Ausführungen werden zeigen, dass ganz andere Ziele verfolgt werden.
In der englischen Sprache gibt es zwei Begriffe für das Wort „Geschlecht“: gender und sex.
- Gender ist der grammatikalische Begriff zur Unterscheidung des Geschlechts eines Wortes (die Blume, der Baum, das Kind).
- Der Ausdruck sex ist kein Hinweis auf den sexuellen Akt, sondern bezeichnet das biologische Geschlecht von männlich und weiblich.
Wendepunkt in der politischen Strategie zur Einführung von Gender Mainstreaming war die 4. Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking, wo das Wort „sex“ ersetzt wurde durch den bis heute von den meisten Menschen kaum noch erfassten Begriff „gender“. Diese Definition bedeutet ein gewandeltes Verständnis von Geschlecht, mehr noch, eine neue Weltanschauung, die alle Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht als naturgegeben, sondern als gesellschaftsbedingt versteht. Das heisst: Jede sexuelle Orientierung – heterosexuell, homosexuell, lesbisch, bisexuell und transsexuell – soll gleichwertig sein und gesellschaftliche Akzeptanz beanspruchen. Das biologische Geschlecht, also die Tatsache, dass der Mensch von Gott als Mann und als Frau geschaffen wurde, ist – den Gender-Ideologen entsprechend – nicht mehr von Belang.
Gegen diese Zumutung setzte sich die Familienallianz besagter Konferenz zur Wehr. Die Beschlüsse von Peking seien „ein direkter Angriff auf die Werte, Kulturen, Traditionen und religiösen Überzeugungen der grossen Mehrheit der Weltbevölkerung sowohl in den Entwicklungsländern als auch in den Industrienationen“. Das Dokument zeige keinerlei Respekt für die Würde des Menschen, versuche die Familie zu zerstören, ignoriere die Ehe, werte die Bedeutung der Mutterschaft ab, fördere abweichende sexuelle Praktiken, sexuelle Promiskuität und Sex für Jugendliche.
Offensichtlich war der Protest der Verteidiger von Ehe und Familie gegen diesen „europäischen Unsinn“ wirkungslos, denn am 1. Mai 1999 wurde im Amsterdamer Vertrag auf EU-Ebene der Gender-Mainstreaming-Ansatz als durchgängiges „Leitprinzip und Querschnittsaufgabe“ rechtlich verbindlich festgeschrieben. Art. 2 und Art. 2 Abs.2 dieses EU-Vertrags verpflichtet die Mitgliedstaaten zu einer aktiven Gleichstellungspolitik im Sinne des Gender Mainstreaming. Da die Schweiz nicht Mitglied der EU ist, fragt man sich, wie es kommt, dass die Gender-Ideologie in ihre Gesellschaft eingeführt wurde?
Da Gender Mainstreaming ein weltweites Umerziehungsprogramm beinhaltet, muss es sich um ein politisches Konzept handeln, denn ohne die von der Politik verordneten Gesetze wird ein solches Programm nicht durchzudrücken sein. Der Grund, warum diese Begriffe und dieser Vertrag bis vor kurzem unbekannt waren, erfahren wir vom luxemburgischen Premierminister und Präsidenten der EU-Runde Jean-Claude Juncker, der 1999 unverblümt zugab:
„Wir beschliessen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein grosses Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.“
Diese Vorgehensweise findet vermutlich in sämtlichen Bereichen der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft ihre Anwendung.
Was von Anbeginn der Menschheit als “natürlich” und “normal” gegolten hat, die Zuordnung als Mann und Frau, soll nun unter der Führung von tonangebenden Sexualwissenschaftlern durch Umerziehung geändert werden, die so früh wie möglich beginnen soll. Inzwischen schreckt man nicht mehr davor zurück, die Geschlechterabschaffung bereits in Kindertagesstätten und Kindergärten umzusetzen, mit entsprechender Schulung des Lehrpersonals. Der Hintergedanke dabei ist, dass ein auf diese Art umerzogenes, d.h. ge-gendertes Kind beizeiten begreifen lernt, dass es nicht nur Mann und Frau gibt, sondern dass die Palette viel bunter und reichhaltiger ist. Im bekannten Wiener Modell-Kindergarten „Fun & Care“ werden die Geschlechter von Jungen und Mädchen zunehmend und systematisch aufgeweicht, um sie letztlich gänzlich abzuschaffen. Mädchen werden mit technischen Spielzeugen bekanntgemacht und aufgefordert, Fussball zu spielen und sich gegen die Buben zur Wehr zu setzen. Den Jungs hingegen wird beigebracht, mit einer Kosmetikbox umzugehen, Prinzessinnenkleider zu tragen, Fingernägel zu lackieren, sich schön zu machen, ganz allgemein eine positive Körperwahrnehmung zu erlernen, um weicher, weiblicher zu werden. Das Ganze drängt in die Richtung, die Wahrnehmung für die verschiedenen Geschlechter, wie Homosexualität, lesbische Lebensweise, Bisexualität und Transsexualität so früh wie möglich auszubilden. Dass hierbei sexuelle Übergriffe von Kindern an Kindern nicht ausbleiben können, ist vermutlich in den Plänen der Genderisten inbegriffen. Besorgten Eltern wird beruhigend erklärt, dass die Kinder das Recht hätten, sich sexuell zu betätigen, und dass solche „Kinderspiele“ zur Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit gehören.
Auch in der Schweiz bahnt sich – etwas zeitverzögert – eine Umwälzung der Gesellschaft an, die den Genderismus in das Schulprogramm aufnehmen will. Ein „Leitfaden“ soll mit dem „Lehrplan 21“ ab 2014 in allen einundzwanzig Deutschschweizer Kantonen Einzug halten, als „Grundlage für die Umsetzung der schulischen Sexualerziehung“. Dabei ist die Formulierung Sexual-„ Erziehung“ schon fragwürdig. Die Schule hat nicht den Auftrag zu erziehen, sondern zu bilden. Erziehung ist Sache der Eltern, nicht des Staates. Staatliche Erziehung war stets das Merkmal totalitärer Staaten.
Das, was jetzt mit Ehe und Familie geschieht, ist der tiefste kulturrevolutionäre Eingriff der Menschheitsgeschichte. Er verändert den Menschen in einer Weise, dass er in Gefahr gerät, seine Gottesebenbildlichkeit zu vergessen.
Was wird aus der Familie, aus unserer Gesellschaft, unserer Nation, unserer Kultur? Fühlt sich noch jemand zuständig?
Autor: Inge M. Thürkauf