Aufhebung des Mindestkurses

Zürich, 15. Januar 2015

Einleitende Bemerkungen von Thomas Jordan

Sehr geehrte Damen und Herren

Ich danke Ihnen, dass Sie erneut kurzfristig unserer Einladung zu dieser Medienorientierung gefolgt sind. Ich werde Ihnen einleitend unsere Motivation für die Aufhebung des Mindestkurses und die Senkung der Zinsen erläutern. Danach stehe ich Ihnen für Fragen zur Verfügung.

Aufhebung des Mindestkurses

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat beschlossen, den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro per sofort aufzuheben und ihn nicht mehr mit Devisenkäufen durchzusetzen. Der Mindestkurs wurde in einer Zeit der massiven Überbewertung des Frankens und grösster Verunsicherung an den Finanzmärkten eingeführt. Diese ausserordentliche und temporäre Massnahme hat die Schweizer Wirtschaft vor schwerem Schaden bewahrt.
Der Franken bleibt zwar hoch bewertet, aber die Überbewertung hat sich seit Ein führung des Mindestkurses insgesamt reduziert. Die Wirtschaft konnte diese Phase nutzen, um sich auf die neue Situation einzustellen. Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der bedeutenden Währungsräume haben sich in letzter Zeit markant verstärkt und dürften sich noch weiter akzentuieren. Der Euro hat sich gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet, wodurch sich auch der Franken zum US-Dollar abgeschwächt hat. Vor diesem Hintergrund ist die Nationalbank zum Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und die Aufrechterhaltung des Euro-Franken-Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt sind.

Senkung des Zinses

Gleichzeitig mit der Aufhebung des Mindestkurses senkt die Nationalbank den Zins für Guthaben auf den Girokonten per 22. Januar auf minus 0,75%. Die Freibeträge bleiben unverändert. Die nochmals tieferen Zinsen machen Frankenanlagen deutlich weniger attraktiv und federn die Aufhebung des Mindestkurses ab. Das Zielband für den Dreimonats-Libor wird um 0,5 Prozentpunkte nach unten verschoben, auf minus 1,25% bis minus 0,25%.

Inflations- und Wirtschaftsaussichten

Die Inflationsaussichten für die Schweiz sind tief. Im Dezember haben wir eine bedingte Inflationsprognose präsentiert, die für dieses Jahr eine Inflation von minus 0,1% vorhersieht. Seither ist der Ölpreis nochmals deutlich gefallen, was die Inflationsaussichten vorübergehend weiter dämpft. Ein tieferer Ölpreis wird jedoch das Wachstum weltweit beleben, was positive Auswirkungen auf die konjunkturelle Entwicklung in der Schweiz haben wird.
Bewegungen des Frankenkurses wirken sich ebenfalls auf die Inflation und die konjunkturelle Lage aus. Die Nationalbank bleibt ihrem Mandat der mittelfristigen Preisstabilität unter Berücksichtigung der konjunkturellen Entwicklung verpflichtet. Lassen Sie mich zum Schluss deshalb unterstreichen:
Bei der Gestaltung ihrer Geldpolitik trägt die Nationalbank auch künftig der Wechselkurssituation Rechnung. Sie bleibt deshalb bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv, um die monetären Rahmenbedingungen zu beeinflussen.

Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Ich stehe nun zur Beantwortung Ihrer Fragen zur Verfügung.



SNB.ch


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"Wenn Unrecht zu Recht wird, wird WIDERSTAND zur Pflicht!"
Veröffentlicht unter Allgemein, Finanzen, Gesetz, Politik, Schweizer Nationalbank, Staat, Verantwortlichkeit