Die Mehrzahl der Schweizer Heimkinder fristete bis in die 1970er Jahre ein trostloses Dasein. Der Alltag der Kinder und Jugendlichen in weltlichen und kirchlichen Institutionen war durchdrungen von krassen Hierarchien, harten Arbeitseinsätzen und Gewalt.
Zahlreiche Betroffene von damals litten nicht nur unter Schlägen und der Willkür der Erzieher. Mindestens so unerträglich fanden viele die oft frömmlerische Erziehung, welche nichts mit christlicher Nächstenliebe und Respekt zu tun hatte. Ein solches Heimkind war Evelyna Kottmann. In ihrem Buch «Kreuz Teufels Luder», welches dieser Tage erscheint, erzählt sie ihre kaum fassbare, schreckliche Kindheitsgeschichte. Im Club spricht Kottmann zum ersten Mal öffentlich über ihr Erlebtes.
Aufgedeckt und beklagt wurden die damals geltenden Zucht- und Disziplinierungsmethoden erst durch die Heimkampagne nach 1968. Aufgearbeitet ist dieses dunkle Kapitel der Schweizer Sozialgeschichte aber bis heute nur punktuell. Die Wiedergutmachungsinitiative von Guido Fluri möchte Heim- und Verdingkinder, aber auch Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen und Zwangssterilisierten finanziell entschädigen und verlangt zudem eine historische Aufarbeitung. In diesen Wochen geht die Initiative in die Vernehmlassung.
Unter der Leitung von Karin Frei diskutieren ehem. Heimkinder, Kirchenvertreter, Historiker und Psychiater über erlebtes Unrecht und den Umgang der Gesellschaft mit Fremdplatzierten.
- Evelyna Kottmann, ehem. Heimkind, Autorin «Kreuz Teufels Luder»
- Guido Fluri, Unternehmer, Urheber der Initiative «Wiedergutmachung für Verdingkinder und Opfer fürsorgerischer Zwangsmassnahmen»
- Loretta Seglias, Historikerin, Autorin «Geprägt fürs Leben. Lebenswelten fremdpatzierter Kinder in der Schweiz im 20. Jahrhundert.»
- Felix Gmür, Bischof von Basel
- Klaus Schmeck, Professor für Kinder- und Jugendpsychiatrie