Kesb verhindert Klumpfuss-Untersuchung

Der 15-jährige Marco ist seit über einem Jahr auf einem Schiff mit renitenten Jugendlichen. Eigentlich sollte er regelmässig seinen Klumpfuss vom Arzt kontrollieren lassen. Doch die Kesb verhindere das, klagt die Mutter.

Der 15-jährige Marco H.* segelt seit über einem Jahr um die Welt. Aber nicht zum Spass. Der Jugendliche, der auch unter dem Pseudonym Carlos von Schmerikon bekannt ist, wurde von der Kinder und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) auf das Jugendschiff Salomon verbannt.

Die Mutter Annemarie H* hat ihren Sohn seit 14 Monaten nicht mehr gesehen. Das hat auch sein Arzt nicht. Doch das wäre laut der Mutter dringend nötig. Denn Marco hat einen Klumpfuss und benötigt Spezialschuhe, die regelmässig dem Wachstum angepasst werden müssen. Die zuständige Kesb Linth habe Marco den Arztbesuch vor einem Jahr untersagt, da die zuständige Beiständin den Besuch ablehnte, der für August 2014 vorgesehen war, wie die Obersee Nachrichten am Donnerstag schreiben.

Auf Granit gebissen

Begründung: Es liege kein medizinischer Notfall vor, die Mutter könne ja nach dem Aufenthalt auf dem Schiff mit ihrem Sohn zum Arzt gehen. Auch ein Schreiben des behandelnden Arztes und eine Intervention der Mutter beim Präsidenten der zuständnigen Kesb Linth nützte nichts.

Beim Leiter des Jugendschiffs biss die Mutter laut Obersee Nachrichten ebenfalls auf Granit. Es bestehe keine Dringlichkeit, da Marco nur selten über Schmerzen klage und wohl niemand gesundheitliche Folgeschäden wirklich einschätzen könne, beschied man der Mutter am Telefon. Auch erfuhr sie in diesem Telefonat, dass ihr Sohn barfuss oder in Flip-Flops rumlaufe. Das sei schädlich für Marco, ist die Mutter überzeugt.

CT-Bilder nach St. Gallen geschickt

Zu 20 Minuten sagte Mario Schmidli, Co-Geschäfsleiter der Stiftung Jugendschiffe Schweiz, , dass man die Gesundheit der Zöglinge ernst nähme. Es wurden schon mehrere CTs vom Fuss gemacht und dem behandelnden Arzt im St. Galler Kinderspital zugestellt. Auch laufe Marco nicht nur in Flipflops rum, sondern meistens mit an den Aktivitäten angepassten Schuhen.

Die Betreuer vom Jugendschiff hatten die Reise ins Kinderspital St. Gallen bereits geplant gehabt. Da aber die zuständige Behörde in Rapperswil-Jona den Antrag ablehnte, wurde die Reise nicht durchgeführt. Gesundheitlich gehe es Marco aber gut, betont Schmidli.

Schmerzen nach Fussballspiel

Die Mutter ist sich da nicht so sicher. Ihr Sohn klage beim wöchentlichen Telefonat oft, dass ihn sein Fuss schmerze. Marco sei bereits als viermonatiges Baby operiert worden und habe bis heute nur minmale Beinfreiheit. Wenn er während einem Landgang Fussball spielt, habe er danach Schmerzen.

Für die Mutter ist klar: Marco sollte baldmöglichst von seinem Arzt im St. Galler Kinderspital untersucht werden. «Es reicht nicht, wenn der Arzt nur Röntgenaufnahmen sieht. Dieser muss den Fuss fühlen, da auf den Bilder nicht alles sichtbar ist.» Das bestätigt auch der behandelnde Arzt: Eine periodische Kontrolle von Klumpfussdeformitäten im Wachstum sei wichtig, so der Kinderorthopäde von St. Galler Kinderspital. Eine mögliche langsame und zunehmende Deformität könne am besten in der Klinik beurteilt werden, in der es schon Vorbefunde gibt und am objektivsten gehe das mit einer Bewegungsanalyse, weshalb der Arzt einen Untersuch vor Ort empfiehlt.

Schwarzen Peter rumgereicht

Walter Grob, Präsident der Kesb Linth, hält dagegen. Der Beistand habe mit dem Spital abgemacht, dass die Kontrolle nach Marcos Rückkehr in die Schweiz durchgeführt werde, da keine Dringlichkeit bestehe.

Für Annemarie H. ist das Ganze ein Schwarzpeterspiel. «Jeder schiebt die Verantwortung auf den anderen ab. Der Leidtragende ist Marco.» Und sie als Mutter leide, weil sie nichts dagegen unternehmen könne. (jeb)

* Namen geändert


20 Minuten.ch


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