Onken und Jenny schreiben offenen Brief an Sommaruga


Für die Frauenrechtlerin Julia Onken ist klar: die Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Kesb gehört abgeschafft. Und genau das verlangt sie jetzt von Justizministerin Simonetta Sommaruga. Zusammen mit Schriftstellerin Zoë Jenny beklagt sie die «gravierenden Missstände» bei der Behörde.


 

Montag, 12. Januar 2015

Sehr geehrte Frau Sommaruga

Wir, Zoe Jenny und Julia Onken,
wissen, von was wir sprechen. Wir sind in sogenannt instabilen familiären Verhältnissen aufgewachsen. Hätte es in unserer Jugend eine KESB-Behörde gegeben, wären wir aus unseren Familien herausgerissen, entweder fremdplatziert oder in Heimen untergebracht worden.

Wir kennen aus eigener Erfahrung, sowohl als Mütter wie auch aus der Perspektive des Kindes, die äusserst subtile Eltern-Kind-Beziehungskonstellation, die unter allen Umständen geschützt werden muss und der in jeder Situation vorrangig Rechnung zu tragen ist.

Wir klagen die gravierenden, inzwischen durch zahlreiche Fälle dokumentierten Missstände an, die sich seit der staatlichen Einsetzung der systematischen Bewirtschaftung und Einmischung in die persönlichen und privaten Beziehungsverhältnisse wie ein Geschwür ausgebreitet hat.

Die Familie ist das Herz unsere Gesellschaft. Der Staat hat Respekt und Demut vor der Familie zu haben. Wir verurteilen aufs schärfste die unverhältnismässigen und unmenschliche Massnahmen der KESB, die die Bevölkerung mittlerweile in Angst und Schrecken versetzen!

Es war bereits vorgezeichnet. Zahlreiche Meldungen von betroffenen Eltern waren zu hören, die sich über das anmassende sozialbürokratische Vorgehen der KESB bitter beklagten. Während das Schicksal der Verdingkinder für rückwirkendes Entsetzen sorgte, hielten sich Politiker die gegenwärtige Misere die Ohren zu, und auch die Medienwelt wollte nichts wissen oder berichtete gelegentlich halbherzig darüber.

Bis eine Mutter, Natalie K., am 1. Jan. 2015 ihre beiden Kinder, 2 und 5 Jahre alt, tötete, erst dann stockte der Atem und die Schweiz stand für einen Moment still. Wie konnte so etwas Schreckliches geschehen, fragten sich viele. Und einige sagten, es musste so weit kommen, sonst glaubt ja niemand, was sich unter der Fuchtel dieser Behörde abspielt.

KESB rechtfertigt, die Gefährdung sei nicht vorhersehbar gewesen, Polit-Plaudertalks (Tele Züri) laufen aus dem Ruder bis zu einer der dümmsten Äusserungen, schliesslich sei die Mutter die Täterin und nicht die KESB. Die Diskussionsbeiträge und hilflosen Erklärungsversuche der KEBS-Vertreter dokumentieren die Unfähigkeit zur Selbstreflexion, vor allem, Zusammenhänge zwischen den Folgen von menschenunwürdigen Zwangsmassnahmen und der seelischen Befindlichkeit von Ausweglosig keit und Verzweiflung zu erkennen.

Um zu verstehen, was geschehen ist, muss man sich wenigstens die Mühe machen, sich in die Situation von Natalie K. hineinzudenken. Mit ihrer Verhaftung und derjenigen ihres Ehemannes musste für sie eine Welt zusammengebrochen sein. Die KESB hatte bereits im Vorfeld der Verhaftung Heimplätze für die Kinder organsiert, wo diese sofort untergebracht wurden. Wie beschränkt dürfen sogenannte Fachleute sein, die nicht einmal die trivialsten Abklärungen in der Lage sind zu machen, die in einem solchen Fall notwendig sind? Wenn es in Familien zu Schwierigkeiten kommt, ist es immer das erste Gebot – und das wissen alle, die selbst in diesem Arbeitsbereich tätig waren – ob es im Umfeld Bezugspersonen gibt, die unterstützend eingesetzt werden könnten. Mit diesem Vorgehen wäre auch dem Grundgedanken des neuen Kindes- und Erwachsenenschutzrecht – dem Subsidiaritätsgedanken (Familie vor Staat) nachgelebt worden! Wunderbar, wenn es Grosseltern gibt, die diese Aufgabe übernehmen! Im Falle von Natalie K. wurden diese einfach ausgeschaltet und kalt gestellt und die Kinder ins Heim abtransportiert.

Ein einfacher und teurer Entscheid, der keinen grossen Aufwand mit sich brachte, schnell vollzogen war und keine zwischenmenschliche Auseinandersetzung zwischen den betroffenen Parteien erforderte! Juristisch vielleicht korrekt, jedoch nicht auf Augenhöhe mit den involvierten Menschen! Nachdem Natalie K. wieder auf freiem Fuss war, hätte sie dringend psychologische Unterstützung benötigt.

Wer eine Mutter von ihren Kindern trennt, muss wissen, dass sich hier Abgründe auftun und sich urgewaltige Kräfte melden, die vor allem aber nicht mit administrativen, verwaltungstechnischen Zwangsmassnahmen zu steuern und zu kanalisieren sind. Hier braucht es Menschen, ohne Dünkel und selbstherrlichem Machtgehabe, die auf Augenhöhe und mit viel psychologischer Einfühlung begleiten, unterstützten, und sich stets dem Wohl aller Beteiligten verpflichtet fühlen.

Aufgrund der Ereignisse vom Wochenende und aufgrund der diversen Mitteilungsblätter fragwürdigen rechtlichen Inhalts fordern wir:

  • Eine unverzügliche Ausserkraftsetzung sämtlicher durch die KESB verordneten Entscheide und Verfügungen.
  • Sofortiger Rücktritt der Kokes-Generalsekretärin Prof. lic.jur. Jana Widmer Ihr sozialbürokratisches Konzept hat auf der ganzen Linie nicht nur versagt, sondern für viele unermessliches Leiden verursacht
  • Klärung der menschlichen, politischen und juristischen Verantwortung des jüngsten Falles mit
    entsprechenden Konsequenzen.
  • Eine automatische aufsichts- und strafrechtliche Untersuchung gegen die betroffene Behördenmitglieder.
  • Sofortige Einschränkung der Verwaltungsbefugnis der KESB bei gleichzeitiger Inanspruchnahme
    bisheriger Vormundschaftsstrukturen und Gemeindeverantwortlichen. Nicht irgendein Funktionär soll über Kindsentzug oder ähnliches entscheiden dürfen, sondern Menschen, die Verantwortung übernehmen und nicht einfach Paragrafen runterkauen. Zudem sind die Eltern und die Kinder als freiheitsliebende Menschen auf Augenhöhe anständig zu behandeln.
  • Die selbstherrliche Autonomie der KESB-Behörde muss sofort unterbunden und an die Gemeinden mit entsprechenden Budgets zurückgegeben oder zumindest rückgekoppelt werden.

 

Wir erwarten eine Antwort von Ihnen.
Mit freundlichen Grüssen
Zoe Jenny und Julia Onken



Schweizer Illustrierte.ch


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"Wenn Unrecht zu Recht wird, wird WIDERSTAND zur Pflicht!"
Veröffentlicht unter Allgemein, Gesetz, KESB - Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden, Politik, Staat, Verantwortlichkeit