Vater randaliert bei Kindesschutz-Behörde


Die Kindesschutzbehörde hat in Luzern einem Ehepaar das sechsmonatige Kind weggenommen. Am Sitz der Behörde rastete der Vater danach völlig aus: Er demolierte Scheiben und zertrümmerte einen Blumentopf.

Schock für Stefan K. (Name der Redaktion bekannt) und seine Ehefrau Suki: Begleitet von fünf Polizisten, erschienen am Donnerstag Vertreter der Kindesschutzbehörde in ihrem Zuhause in Littau und nahmen ihre sechsmonatige Tochter Sarina mit.

Die Behörden waren von einer Ärztin eingeschaltet worden. Sie habe festgestellt, dass das Mädchen an einer Augenasymmetrie leide – ihr rechtes Augenlicht sei möglicherweise gefährdet, wenn man es nicht untersuche und die enventuell nötige Massnahmen ergreife. Der Vater bestreitet dies: Seine Tochter sei kerngesund. Dies habe ihm auch eine Augenärztin bestätigt, die er selber konsultiert habe.

Blumentopf geworfen, Scheiben zerschlagen

Am Sitz der Luzerner Kindesschutzbehörde kam es nach dem Abholen des Kindes zum Eklat: K. beschimpfte die Mitarbeiter, warf einen Blumentopf und weitere Gegenstände durch die Schalteröffnung und schlug die Scheiben des Schalters ein. Die alarmierte Polizei führte ihn danach weg.

Für K. ist das, was mit seiner Tochter passiert ist, «Kindesentführung». Es stimme ganz einfach nicht, dass seine Tochter an gesundheitlichen Problemen leide. «Meine Frau weint nur noch, man hat uns gesagt, wir würden Sarina jetzt zwei Monate lang nicht sehen.» Mittlerweile hat K. gegen die Behörde und die involvierten Ärzte Strafanzeige erstattet. Die Kinderschutzbehörde ihrerseits hat K. mit einem Hausverbot belegt und gegen ihn Anzeige wegen Sachbeschädigung eingereicht.

«Es geht um das Kindswohl»

Pia Zeder, Leiterin der Kindes- und Erwachsenenschutzbehörde Luzern, will sich aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes des betroffenen Kindes und seiner Familie nicht zum konkreten Fall äussern. Doch generell werde ein Entscheid, Eltern die Obhut über ihr Kind zu entziehen und es fremdzuplatzieren, nur nach fundierter Prüfung und unter Einbezug von Fachleuten gefällt. «Dabei steht das Kindswohl an oberster Stelle.» Wenn man Gefährdungsmeldungen über ein Kind erhalte, versuche man zuerst, andere Lösungen zu finden – etwa durch Betreuung und Beratung der Eltern. Nur wenn eine solche Lösung nicht möglich sei, müsse man Fremdplatzierungen aussprechen – in Luzern sind gemäss den aktuellsten Zahlen 50 Kinder behördlich fremdplatziert.

Das Ausrasten von K. am Sitz der Kinderschutzbehörde ist laut Martin Merki (FDP), Sozialvorsteher der Stadt Luzern, ein «singulärer Vorfall»: «So etwas ist in den letzten Jahren nie vorgekommen.» Die Mitarbeiter der Kindesschutzbehörde seien in Gesprächsführung geschult und könnten dadurch Eskalationen vermeiden: «Sie machen in ihrer schwierigen Aufgabe einen sehr professionellen Job.» K. sieht dies anders: Er erhofft sich nun unter anderem Hilfe von der chinesischen Botschaft in Bern – seine Frau, die Mutter von Sarina, stammt aus Hongkong.


20Minuten.ch


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"Wenn Unrecht zu Recht wird, wird WIDERSTAND zur Pflicht!"
Veröffentlicht unter Entfremdung, KESB - Kindes- und Erwachsenenschutzbehörden, Widerstand