Seit einem halben Jahr ist sie im Regierungsrat. Den Sitz will Cornelia Komposch für die nächste Legislatur behalten. Die SP-Politikerin hat sich in ihrem Departement eingearbeitet. Auch wenn grosse Herausforderungen auf sie warten.
FRAUENFELD. Der Liegestuhl steht nicht mehr im Büro. Cornelia Komposch braucht ihn nicht mehr. Die Regierungsrätin hat sich in dem halben Jahr, in dem sie mittlerweile im Amt ist, an die langen Tage gewöhnt und auch daran, dass sie über Mittag nicht mehr zu Hause ausspannen kann. Statt des Liegestuhls steht eine Wildsau aus Holz auf dem Boden in ihrem Büro. «Die habe ich zum Abschied in Herdern bekommen», sagt sie. Bevor sie Regierungsrätin wurde, war sie im Dorf auf dem Seerücken Gemeindepräsidentin. «Die Wildsau stehe sinnbildlich für meinen Charakter, hat man mir bei der Übergabe gesagt», erzählt Komposch und lacht. «Wildsauen sind schlau, schnell und mutig – insofern kann ich mich mit diesem Vergleich anfreunden.»
Andere Gesprächskultur
Sie ist eine Person, die keine Scheu hat, ihre Meinung zu sagen. Das muss sie auch, als einzige Sozialdemokratin in einem bürgerlichen Regierungsrat. «Meine Kollegen hören mich an. Man ist sich in diesem Gremium gewohnt, aufeinander zuzugehen und Kompromisse zu suchen», sagt sie. Sie habe aber festgestellt, dass sie die linken Positionen energischer vertrete, seit sie Mitglied im Regierungsrat sei. «Im Vergleich zum Gemeinderat sind die Diskussionen im Regierungsrat viel mehr parteipolitisch gefärbt.» In einer Gemeindebehörde müsse man sich häufig mit Sachthemen wie dem Strassenbau oder der Wasserversorgung auseinandersetzen. In der Regierung setzt sich Komposch derzeit mit dem Departement für Justiz und Sicherheit (DJS) auseinander. Sie habe sich eingearbeitet, auch wenn das Departement eine Herausforderung für sie sei und sie durch ihre berufliche Vergangenheit als Pflegefachfrau eine Affinität zum Thema Gesundheit und Soziales habe.
Gemäss Urs Martin, SVP-Kantonsrat aus Romanshorn, hat Komposch den Sprung in den Regierungsrat noch nicht richtig geschafft. «Sie hat einen guten Job als Grossrätin und als Präsidentin der Geschäftsprüfungskommission gemacht. Doch in den Dossiers des DJS ist sie noch nicht angekommen.» Martin sagt, dass Komposch in grosse Fussstapfen getreten und das Departement eine Herausforderung sei. Diese sei jedoch auch für eine Politikerin ohne juristischen Hintergrund zu meistern.
Dass sie es meistern kann, davon ist Komposch überzeugt: «Ich werde den Amtsleitern bezüglich Fachkompetenz nie auf Augenhöhe begegnen, aber diesen Anspruch habe ich nicht und er wäre auch falsch», sagt sie. «Als Regierungsrätin habe ich eine andere Aufgabe und die nehme ich wahr.» Auf alle Fälle gibt es im DJS einiges zu tun: Das Amt für Justizvollzug hat am 1. Januar den Betrieb aufgenommen und wird per 1. Juni mit einem neuen Leiter besetzt. Komposch muss eine Auslegeordnung über die Gefängnislandschaft im Thurgau machen, denn die Gefängnisse sind seit längerer Zeit überbelegt. Prägend werden für die kommende Legislatur auch das Inkrafttreten und die Umsetzung verschiedenster Initiativen sein.
Ein neues Zeitalter
Beschäftigen wird sich das DJS weiterhin mit dem Thema Islamismus und der Gefahr, die von Extremisten ausgeht. «Diese Gefahr muss man ernst nehmen, auch in der Schweiz und im Thurgau. Niemand kann garantieren, dass wir hier verschont bleiben.» Und vor allen Dingen wird sich Komposch mit dem Thema Flüchtlinge beschäftigen. «Die Flüchtlingsbewegung wird meines Erachtens länger anhalten. Ein neues Zeitalter hat begonnen. Man kann durchaus von einer Völkerwanderung sprechen. Wir müssen uns mit der Migration und Integration auseinandersetzen.» Politik, die in diesem Zusammenhang mit Angst betrieben wird, sei kontraproduktiv. «Ängste und Sorgen will ich ernst nehmen, sie zu instrumentalisieren, ist falsch.»
Ein weiteres Augenmerk wirft Komposch auf die Gerichtskörper, insbesondere auf die Kesb. Sie arbeiten mit knappen Ressourcen unter hohem Druck. «Dramatische Fälle wie im Kanton Zürich sind nicht zu vermeiden, jedoch können wir Rahmenbedingungen schaffen, die solche Fälle möglichst ausschliessen. Dafür möchte ich mich einsetzen.»
(MICHÈLE VATERLAUS)
Sehr geehrte Frau Komposch,
Ich möchte mich nochmals herzlich bei Ihnen für die beiden Telefongespräche von 13. und 19. Januar 2016 bedanken.
Für Ihre Zeit und das entgegengebrachte Verständnis. Verantwortlich für das was ich im Kanton Thurgau als Mensch, Vater und Eidgenosse erlebt habe, sind Sie im Gegensatz zu Ihrem Vorgänger nicht!
Auch ich werde ein Augenmerk auf Sie und die KESB Thurgau werfen und nehme Sie beim Wort Frau Komposch!
Weiter hoffe ich aber vor allem dass Sie sich für den Kanton Thurgau und die dort heimische Bevölkerung einsetzten werden und nicht für Wirtschaftsflüchtlinge, Scheinasylanten und Kriminellen!
Für Schweizer, Mütter, Väter und Kinder! Danke.
Hochachtungsvoll
Jean-Pierre Morf