Steuern: Strategien gegen Wiederholungstäter

Recherchen zeigen, dass Steuerbehörden seit den Fällen Dürnten und Maur vorsichtiger geworden sind. Doch gegen bewusst agierende Opportunisten haben sie ihre Strategien.

Im Februar liegen jeweils die Steuerformulare im Briefkasten – und spätestens dann beginnt bei vielen die Jagd nach den nötigen Unterlagen. Einem Grossteil der Steuerpflichtigen fällt dies leicht, während andere knurrend nach eventuell fehlenden Papieren stöbern.

Es gibt jedoch immer wieder Leute, die das Couvert des Steueramts beiseitelegen, ohne es je zu öffnen, oder es einfach im Rundordner entsorgen. Im Schnitt sind dies pro Gemeinde bis zu drei Prozent, wobei die Beweggründe unterschiedlich sind.

Fälle wie jene Steuerpflichtige aus Dürnten oder Maur, die aus Überforderung oder wegen psychischer Probleme während Jahren keine Steuererklärung einreichten und durch das Steueramt jährlich um 20 Prozent höher eingeschätzt wurden – und die Rechnungen auch bezahlten, bis sie praktisch ruiniert waren, sind Ausnahmen. Aber viele Behörden sind hell­hörig geworden und bieten Hilfe an, wie Nachfragen bei einigen Steuerämtern im Zürcher Oberland ergeben.

«Verschwindend klein»

«Mitte März 2016 bot die Gemeinde eine kostenlose Unterstützung beim Ausfüllen der Steuererklärung an.» Dies erklärt die Gemeindepräsidentin von Mönchaltorf, Annemarie Beglinger. So schrieb die Gemeinde bereits Personen an, die eine Ermessenseinschätzung zu gewärtigen haben. Das Steueramt verhält sich zudem äusserst kulant; wer zu den Angeschriebenen gehört, kann sich zu Bürozeiten ohne Voranmeldung für eine Besprechung einfinden.

Von den jährlich etwa 2100 Steuerformularen kommen laut Beglinger 98 Prozent zurück. «Ein verschwindend kleiner Teil reicht schon seit mindestens zwei bis drei Jahren keine Steuererklärung ein.» Bei der Zahl der Ermessenseinschätzungen schliesst sie nicht aus, dass es Fälle von Opportunisten gibt, die es darauf anlegen, tiefer eingeschätzt zu werden, als es rechtens wäre.

Einige Wiederholungstäter

In Wald werden im Jahr um die 5500 Steuerformulare verschickt. Laut der Steuersekretärin Nadine Eicher wurde für die Steuerperiode 2014 nach einer zweiten Mahnung in etwa 100 Fällen eine Ermessenseinschätzung vorgenommen – dabei handelte es sich um Steuerpflichtige, die sich mehr als dreimal um die Steuererklärung gedrückt hatten.

In Illnau-Effretikon liegt der Rücklauf der Steuererklärungen im Jahr bei etwa 9600. Laut Reto Kellermüller, Leiter der Abteilung Steuern, müssen gegen 400 Personen eingeschätzt werden; «die Zahl der chronischen Fälle ist jedoch gering», so seine Einschätzung.

Durchschnittlich 500 von 20 000 Steuererklärungen kommen in Uster nicht zum Steueramt zurück. Etwa 120 Steuerpflichtige reichen schon seit mindestens fünf Jahren keine mehr ein, so die Erkenntnis von Finanzvorstand Cla Famos.

Liste mit Treuhändern

«Der grösste Teil der Steuerpflichtigen ist anständig.» Dies ist die Erfahrung von Sandra Cacciavillani, Leiterin des Steueramts Pfäffikon. Bei ihr sind es um die 250 der 6800 Steuerunterlagen, die nicht ausgefüllt zurückkommen. Sie führt keine Statistik über die Gründe, warum Leute sich nicht um die Aufgabe kümmern. Doch die Fälle in Dürnten und Maur ­haben sie veranlasst, noch sensibler darauf zu achten, dass in ihrer Gemeinde solche nicht vorkommen und auch die Abläufe genauer unter die Lupe zu nehmen.

Sie weist zudem darauf hin, dass die Steuerämter bereit seien, bei Problemen zu helfen, wenn dies auch nicht bedeute, die Steuererklärung gleich selber auszufüllen; dies ginge dann doch zu weit. «Daher hat das Pfäffiker Steueramt eine Liste mit Treuhändern zusammengestellt, die bereit sind, zu helfen», so Cacciavillani.

Bei Verdacht Recherche

Wenn aber nichts zurückkommt, bleiben die Steuerämter nicht untätig. Zwar seien ihre Kapazitäten zumeist begrenzt, hiess es aus den Ämtern. Doch gerade wenn der Verdacht auf Opportunismus keimt, ist Recherche angesagt. Und da hat der Blick ins Internet ebenso geholfen wie eine Nachfrage in früheren Wohngemeinden, wie sich Cacciavillani entlocken lässt. Ebenso helfe eine Nachfrage bei den Betreibungsämtern oder das Durchblättern des Handelsregisters, berichten etwa Beglinger oder Famos.

«Wird wiederholt keine Steuererklärung eingereicht und hat das Steueramt keine Hinweise bezüglich Höhe der Einkünfte einer Person, so steigt die Einschätzung in der Regel kontinuierlich an. Und werden die Zahlungen geleistet, ohne dass es zu einer Pfändung kommt, ist dies ein Anzeichen dafür, dass die vergangene Einschätzung sicher nicht viel zu hoch ausgefallen ist», so der Ustermer Finanzvorstand.

Wenn dann mögliche Ertappte sich wütend ans Steueramt wenden, ist man dort bemüht, Chancen aus einer möglicherweise verfahrenen Situation zu erarbeiten. «Das verpflichtet die Betreffenden dann auch, ihre Einkommens- und Vermögensverhältnisse klar auf den Tisch zu legen», so Nadine Eicher aus Wald. Und Cla Famos bekräftigt: «Die Steuerpflicht ist nicht verhandelbar, vor dem Gesetz sind alle gleich

(Von Hans Wicki)

(ZO/AvU)


ZOL.ch


1 Stern2 Sterne3 Sterne4 Sterne5 Sterne (1 Bewertungen, Durchschnittlich: 1,00 von 5)
Loading...
"Wenn Unrecht zu Recht wird, wird WIDERSTAND zur Pflicht!"
Veröffentlicht unter Allgemein, Einkommensteuer, Finanzen, Gesetz, MANIFEST, Politik, Staat, Widerstand